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ÜberLebensgeschichten: “Ihr seid frei, ihr seid frei” – Elias Feinzilberg, geboren 1917

Elias Feinzilberg, geboren 1917

Ihr seid frei,
ihr seid frei.

Ich aß alles
aus dem Paket
und wurde sehr krank.
Ich war kaputt.
Elias Feinzilberg wurde am 22. Oktober 1917 im polnischen Łódź geboren. Nach der Besetzung Polens durch die Deutschen im Jahr 1939 erfuhr seine Familie zahlreiche Demütigungen und musste ins Ghetto Litzmannstadt ziehen. Um zu überleben, meldete sich Elias im Dezember 1940 für den Arbeitsdienst.

Bis 1943 arbeitete er in verschiedenen Zwangsarbeitsstationen und kehrte durch Krankheit nach Łódź zurück. Im Ghetto fand er jedoch niemanden aus seiner Familie mehr vor. Sein Vater war verhungert, seine Mutter und seine Geschwister waren ins Vernichtungslager Chelmno deportiert und dort ermordet worden. Zwei Mal konnte er Transporten nach Auschwitz entkommen,
doch im Mai 1944 wurde auch er in das Vernichtungslager gebracht. Nach weiteren Zwangsarbeitslagern wurde er auf einen zweiwöchigen Marsch in das KZ Groß-Rosen geschickt, den er als einer von wenigen überlebte. Von Groß-Rosen kam er ins KZ Buchenwald, das völlig überfüllt war. Er sah dort Tausende von Toten zu Hügeln aufgeschichtet.

Über ein weiteres Zwangsarbeiterlager bei Stuttgart kam er kurz vor Kriegsende ins KZ Dachau. Obwohl Hitler schon tot war, versuchte die SS einen Zug mit 5.000 jüdischen Gefangenen, unter ihnen auch Elias, nach Österreich zu bringen, um sie dort zu ertränken. Österreich war jedoch schon von den Amerikanern besetzt, so dass der Zug umkehren musste. Vor Dachau blieb er einige Tage auf den Gleisen stehen.

Am 30. April 1945 kamen Vertreter des Roten Kreuz mit der Nachricht: Ihr seid frei. Am folgenden Tag erreichten die Amerikaner den Zug und befreiten die Gefangenen. Von den Essenspaketen, die das Rote Kreuz austeilte,
erkrankte Elias schwer; eine Frau pflegte ihn gesund. Nach seiner Genesung wurde er in ein Camp für “Displaced Persons” nach Feldafing bei München gebracht. Hier lernte er Esther kennen, die als eine der wenigen ihrer Familie überlebt hatte.

Am 3. Juli 1946 heirateten Elias und Esther in Feldafing. 1947 wanderten sie zu einem Onkel nach Guatemala aus. Dort arbeitete Elias als Schuhverkäufer. 1969 emigrierten er und seine Frau nach Israel. 1973 meldete er sich als Freiwilliger im Yom-Kippur-Krieg.

Heute lebt Elias als Rentner in Jerusalem. Er empfindet großes Glück über seine drei Kinder, seine sieben Enkel und zwölf Urenkel und genießt jeden einzelnen Tag. Seine jüngste Urenkelin kommt täglich zu ihm. AMCHA entdeckte er 2010 als sein zweites Zuhause – mit nunmehr über 103 Jahren!

Foto: Helena Schätzle für AMCHA Deutschland e.V.

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