Hoher Bedarf an Unterstützung für traumatisierte Überlebende der Shoah in Israel
Bald 80 Jahre nach der Befreiung der Überlebenden des Holocaust ist der Bedarf an Unterstützung für viele schwer traumatisierte Menschen weiter hoch, wie Zahlen der Hilfsorganisation AMCHA, der größten psychosozialen Hilfsorganisation in Israel zeigen. Hinzu kommt ein massiv gestiegener Bedarf an Unterstützung nach dem Massaker der Hamas in Israel mit etwa 1.200 ermordeten und unzähligen verletzten und schwertraumatisierten Menschen.
„Wir dürfen die Überlebenden an diesen Tagen des Gedenkens nicht vergessen. Die traumatisierende Vergangenheit bleibt belastend, verstärkt durch existenzielle Ängste seit dem Massaker der Hamas,“ betont Lukas Welz, Vorsitzender von AMCHA Deutschland.
Während die Zahl der Überlebenden, die Hilfe bei AMCHA in Israel suchen, altersbedingt abnimmt, steigt der Bedarf an Unterstützung. Die Therapiestunden erhöhten sich von 141.537 (2012) auf 218.271 (2023). Insgesamt nutzten 12.000 Menschen die Unterstützung von AMCHA im Jahr 2023.
Das Massaker am 7. Oktober 2023 führte bei vielen Überlebenden der Shoah zu Angstzuständen und Alpträumen, viele fühlen sich an ihre traumatisierenden Erfahrungen während der NS-Verfolgung erinnert.
„Nicht wenige haben das Gefühl, dass sich die Ereignisse der Shoah wiederholen können, viele Menschen in Israel und gerade die Überlebenden der Shoah denken an die Pogrome der Vergangenheit,“ so Martin Auerbach, klinischer Direktor von AMCHA Israel.
AMCHA leistet darüber hinaus auch für Überlebende des Massakers und Betroffene psychologische Unterstützung. Seit dem 7. Oktober 2023 haben tausend Menschen bereits eine Traumabehandlung angefragt, 700 konnten durch die therapeutische Hilfe von AMCHA bereits damit beginnen.
Die AMCHA-Zentren im Süden Israels sind besonders von der massiven Gewalt betroffen. Überlebende der Shoah, Familienangehörige aber auch Mitarbeitende der Zentren wurden direkt und indirekt Zeug*innen. In Aschkelon ist die wichtige psychosoziale Unterstützung, die für viele Menschen lebenswichtig ist, seit Jahren durch die Raketenangriffe nur unter verschärften Sicherheitsbedingungen möglich. In ganz Israel werden bei Überlebenden der Shoah durch diese anhaltende Gewalt Traumata reaktiviert, auch bei Familienangehörigen, die durch transgenerationale Folgen geprägt sind.
„Israel bietet noch rund 125.000 Überlebenden der Shoah eine Heimat. Das Gefühl, ein sicheres Zuhause für sich und die Familie gefunden zu haben, ist für sie von zentraler Bedeutung. Angesichts solcher Erfahrungen von Gewalt und Sorge um nahe Angehörige schwindet diese Sicherheit. Ein Leben in Sicherheit und Frieden, das auch in Israel stets Bedrohungen von außen ausgesetzt war, rückt in Tagen wie diesen in weite Ferne,“ betont Lukas Welz, Vorsitzender von AMCHA Deutschland.
AMCHA – Zahlen und Fakten 2023
Danke für Ihre wertvolle Unterstützung in 2023. Wir konnten Spenden in Höhe von 173.326,34 Euro für die psychosoziale Hilfe von Überlebenden der Shoah in Israel durch AMCHA weiterleiten. Das entspricht etwa 2.000 Therapiestunden.
Gedenken am 26. Januar 2024
Für den Vorabend des Tages zum Gedenken an die Opfer des Holocaust rufen wir zusammen mit weiteren Initiativen und Organisationen zum Kerzenzünden am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin auf.
Freitag, 26. Januar 2024, 16.30 Uhr
Cora-Berliner-Straße Ecke Behrenstraße.
Neben AMCHA Deutschland als Initiatorin rufen auf: Anne Frank Zentrum, Amadeu Antonio Stiftung, Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS), Freiwillige Helfen, Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland, Moabit Hilft, Verein für Demokratische Kultur in Berlin (VDK).
Kontakt
AMCHA Deutschland e.V.
info@amcha.de
Telefon: 030 / 2809 8038
Lukas Welz, Vorsitzender
lukas.welz@amcha.de
Mobil: 0160 / 9499 7396