Rückblick auf eine Veranstaltung am 6.11.2018 im Rahmen der “Tage des Exils”
In einem sehr persönlichen Gespräch zwischen Esther Mujawayo, Überlebende des Genozids in Ruanda 1994 und Gründerin von AVEGA, einer Assoziation zur Selbsthilfe und psychosozialen Hilfe von Witwen und Martin Auerbach, Kind von Überlebenden der Shoah und klinischer Leiter der als Selbstorganisation gegründeten psychosozialen Hilfsorganisation AMCHA in Israel, wurden sehr schnell Gemeinsamkeiten der Arbeit mit Traumatisierten nach kollektiver Gewalterfahrung deutlich.
Anerkennung und Gemeinschaft sind zwei der zentralen Begriffe für die in jeweils sehr unterschiedlichen Kontexten stattfindenden Unterstützung, wie Lukas Welz, Vorsitzender von AMCHA Deutschland, in seiner Einführung herausstellte.
So berichtete Martin Auerbach, wie lange es auch in Israel dauerte, bis die spezifischen Bedürfnisse von Überlebenden der Shoah anerkannt wurden und welchen Wert die Gemeinschaft, etwa in Form der AMCHA-Sozialclubs, heute – auch 70 Jahre nach der Shoah – hat. Esther Mujawayo bestätigte dies in ihren eigenen Erzählungen über die Zeit nach dem Genozid und die Hilfe, die AVEGA dort bis heute leistet.
Nur in der Gemeinschaft hätten viele der Überlebenden erst Anerkennung gefunden. Auch der Gedanke der Selbstorganisation und Selbsthilfe ist beiden Initiativen in Ruanda und Israel gemein. Dieser führt schließlich auch zu einem psychosozialen Verständnis, dass Traumatisierungen nicht nur in einem engen, pathologischen Sinn versteht, sondern auch die Rolle der Gesellschaft und sozialer Hilfe als zentral anerkennt.
Gemeinschaften sind eine notwendige Bedingung für die seelische Gesundheitsfürsorge und sollten aufgebaut, gefördert und erhalten werden. Gemeinschaft ist auch für die Helfer notwendig, um Gefühlen der Isolation, Burnout, Pessimismus und sekundärer Traumatisierung entgegenzuwirken, dies wurde bei dem Abend sehr eindrücklich deutlich.
Wir wollen im Rahmen unseres PresentPast Programms die kontextübergreifende, transnationale Zusammenarbeit im Feld der psychosozialen Hilfe nach kollektiver Gewalt vertiefen und diesen israelisch-ruandisch-deutschen Austausch stärken.
Herzlichen Dank für die wunderbare Unterstützung an die DIG Hamburg, die Konrad Adenauer Stiftung Hamburg, den Senat von Hamburg und die Körber Stiftung, die diese Veranstaltung im Rahmen der „Tage des Exils“ präsentierte.
Fotos: Marcus Schmidt