Am 17. Juli 2025 wird Anita Lasker-Wallfisch 100 Jahre alt.
Sie ist eine der letzten lebenden Zeitzeug:innen der Shoah – und eine der eindringlichsten Stimmen gegen das Vergessen. Ihr Leben ist Zeugnis, Mahnung und Widerstand zugleich.
Geboren 1925 in Breslau in eine jüdische Familie, überlebt sie das Konzentrationslager Auschwitz, weil sie Cello spielt. Als Mitglied des sogenannten Mädchenorchesters muss sie vor SS-Wachleuten und Mitgefangenen musizieren – während wenige Meter entfernt Menschen in den Gaskammern ermordet werden.
Später wird sie nach Bergen-Belsen verschleppt und dort 1945 von der britischen Armee befreit. Nur kurz danach berichtet sie in der BBC öffentlich über die Verbrechen – als eine der ersten Überlebenden überhaupt.
Nach dem Krieg baut sie sich in England ein neues Leben auf, wird Gründungsmitglied des English Chamber Orchestra. Jahrzehntelang schweigt sie über das Erlebte – bis sie beginnt, als Zeitzeugin zu sprechen. Mit Klarheit und Würde, ohne Pathos und ohne Schonung.
2018 steht sie im Deutschen Bundestag und sagt:
„Es gibt weder Entschuldigungen noch Erklärungen für das, was damals geschehen ist. Alles, was bleibt, ist Hoffnung – die Hoffnung, dass womöglich letzten Endes der Verstand siegt.“
Anita Lasker-Wallfisch lebt heute in London. Sie engagiert sich bis heute unermüdlich gegen Antisemitismus, gegen Hass, gegen Gleichgültigkeit.
Ihre Tochter, die Psychoanalytikerin und Autorin Maya Lasker-Wallfisch, setzt ihre Stimme fort: für Erinnerung, für das Sichtbarmachen transgenerationaler Traumafolgen und für einen bewussten Umgang mit dem, was weiterwirkt. Im vergangenen Jahr war sie im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe zu Gast.
Wir gratulieren Anita Lasker-Wallfisch von Herzen zu ihrem 100. Geburtstag.
Ihr Leben und ihre Stimme bleiben uns Auftrag und Orientierung. Wir danken ihr – gegen das Vergessen, für ein würdevolles Erinnern.
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Hans-Georg Gaul