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“Welche Stimme haben wir?” – Nachkommen von Shoah-Überlebenden aus dem post-sowjetischen Raum in der deutschen Erinnerungslandschaft

November 5 @ 18:00 - 20:00

Mittwoch, 5. November 2025, 18:00–20:00 Uhr, mit anschließendem Empfang
Kreuzberger Kinderstiftung

 Ratiborstraße 14 a, 10999 Berlin
Eine Veranstaltung in Präsenz. Die Teilnahme ist kostenfrei, um Anmeldung wird gebeten.

Anmeldungen unter diesem Link.


Die Veranstaltung ist Teil des Projekts „Welche Stimme haben wir?“ von AMCHA Deutschland e.V., das sich mit Perspektiven von Nachkommen von NS-Verfolgten auf Erinnerung, Geschichte und Zugehörigkeit auseinandersetzt. Ein besonderer Fokus liegt auf Erfahrungen jüdischer Nachkommen aus dem post-sowjetischen Raum, deren Stimmen in deutschen Erinnerungsdiskursen bislang wenig Gehör finden. Ziel des Projekts ist es, diese Perspektiven nachhaltig in historisch-politische Bildungsprozesse einzubinden.

In Kooperation mit dem Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte laden wir herzlich zu einer Podiumsdiskussion ein, in der aktuelle Forschungsansätze, familiäre Erinnerungen und politische Leerstellen gemeinsam diskutiert werden.

Podiumsdiskussion mit:

  • Dr. Yuriy Nesterko (Zentrum Überleben / Universitätsklinikum Leipzig) 
  • Dr. Karen Körber (Institut für die Geschichte der deutschen Juden) 
  • Marina Frenk (freischaffende Schauspielerin, Musikerin und Autorin)

Nicht erst seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wird zunehmend sichtbar, dass Perspektiven post-sowjetischer Jüdinnen und Juden in deutschen Erinnerungsdiskursen unterrepräsentiert sind. Zwar gibt es mittlerweile einige starke Stimmen aus der Community, die Sichtbarkeit fordern und gestalten – doch gesamtgesellschaftlich bleiben ihre Erfahrungen oft marginalisiert.

Auch innerhalb der Community ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte komplex. Sie navigiert zwischen widersprüchlichen Narrativen – zwischen Opfer- und Siegererfahrungen –, überschattet durch gegenwärtige Kriegs- und Verlusterfahrungen in der Ukraine wie in Israel.

In dieser Podiumsdiskussion widmen wir uns diesen Verflechtungen von Vergangenheit und Gegenwart:
Welche Themen beschäftigen Nachfahren von Shoah-Überlebenden aus dem post-sowjetischen Raum? Wie wirken sich aktuelle politische Krisen auf ihre Positionierungen aus? Welche Lehren ergeben sich daraus für eine pluralere Erinnerungslandschaft in Deutschland?

 

Zur Person: Dr. Karen Körber 

Dr. Körber ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ) in Hamburg und leitet dort den Bereich der Jüdischen Gegenwartsforschung. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt „Blind Spot“ untersucht sie die Tradierung von Holocaust-Erfahrungen in ukrainischen Familien sowie das fehlende Wissen über den „Holocaust by bullets“, der auf dem Gebiet der heutigen Ukraine verübt wurde. Sie beschäftigt sich mit einem doppelten blinden Fleck: der gesellschaftlichen Ausblendung dieser Verbrechen in der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft und dem Schweigen bzw. Ringen um Sprache innerhalb (nicht nur) ukrainisch-jüdischer Familien – insbesondere mit Blick auf die sogenannte dritte Generation..

Zur Person: Dr. Yuriy Nesterko 

Dr. Nesterko ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Universitätsklinikum Leipzig und leitet die Wissenschaftliche Abteilung des Zentrums Überleben in Berlin. Er forscht zur transgenerationalen Traumatisierung innerhalb ukrainisch- bzw. russischsprachiger jüdischer Communities im Kontext des aktuellen Angriffskrieges gegen die Ukraine. In seinem Projekt „Das Erleben kollektiver Gewalt der Holocaustüberlebenden und Nachfolgegenerationen vor dem Hintergrund des Angriffskrieges gegen die Ukraine“ untersucht er generationsübergreifende Verarbeitungsprozesse in verschiedenen Ländern und Konstellationen – und beleuchtet damit die Verbindung zwischen NS-Unrecht, familiärer Erinnerung und gegenwärtiger Gewalt.

Zur Person: Marina Frenk
Marina Frenk ist freischaffende Schauspielerin, Autorin und Musikerin. Sie wurde 1986 in der Republik Moldau geboren und emigrierte 1993 nach Deutschland. Seit 2008 arbeitete sie am Schauspielhaus Bochum, Köln, Leipzig, Frankfurt und dem Maxim Gorki Theater Berlin. Ihr selbstgeschriebenes und vertontes Hörspiel „Jenseits der Kastanien“ bekam 2017 den CIVIS (European’s Media Radio Prize). 2020 erschien ihr Debüt-Roman „Ewig her und und gar nicht wahr“ im Wagenbach und btb Verlag. In der autofiktionalen Erzählung widmet sie sich (unter anderem) Fragen nach jüdischer und post-sowjetischer Identität in der deutschen Gegenwart. 2024 wurde ihr Essay „Ein Versuch sich zu verabschieden“ in der Anthologie „Wir schon wieder – 16 jüdische Erzählungen“ bei Rowohlt veröffentlicht. Sie singt und komponiert in der Jiddisch-sprachigen Band „Di Shkatulkeles“.

 

Gefördert im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF).

Details

Datum:
November 5
Zeit:
18:00 - 20:00

Ort

Kreuzberger Kinderstiftung
 Ratiborstraße 14 a, 10999 Berlin Google Karte anzeigen
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