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Wachsen mit der Erinnerung – Zum 9. November

Gedenken, aber die Überlebenden nicht vergessen – Lebendige Erinnerung zum 9. November in Eberswalde verbunden mit humanitärer Hilfe für Holocaust-Überlebende in Israel.

Eberswalde/Berlin. Am 9. November wird in Eberswalde das Denkmal zur Erinnerung an die während der Novemberpogrome zerstörte Synagoge eröffnet. Das Konzept „Wachsen mit der Erinnerung“ der Künstler Andreas Knitz und Horst Hoheisel thematisiert mit einer undurchschaubaren, abgeschlossenen Grundmauer die Fremdheit, das Unwissen und das Unbekannte, mit dem viele Menschen auch heute dem Judentum begegneten. Aus dieser Mauer werden Bäume wachsen, die die ehemalige Synagoge in ihrer Dimension nachempfinden. Um den Bau wird ein Schriftband entstehen, dessen Buchstaben von Bürgerinnen und Bürgern gestiftet werden und der Arbeit von AMCHA in Israel zugutekommen. AMCHA ist eine 1987 gegründete humanitäre Selbsthilfeorganisation zur psychosozialen Unterstützung von Holocaust-Überlebenden. „Das Denkmal ist Ausdruck einer lebendigen Erinnerungskultur, die durch starkes bürgerschaftliches Engagement erst möglich wurde“, betont Lukas Welz, Vorsitzender von AMCHA Deutschland. Das Konzept des sich kontinuierlich verändernden und wachsenden Gedenkortes stehe dafür, neue Generationen an die Erinnerung der Vergangenheit und die Übernahme von Verantwortung heranzuführen. Lukas Welz erinnert daran, dass mit dem Gedenken an die Novemberpogrome um den 9. November 1938 nicht nur der Opfer der von Deutschen begangenen Massenverbrechen gedacht werden müsse, sondern das Gedenken auch ein Bekenntnis zur Pluralität in unserer Gesellschaft sei, in der Religionszugehörigkeit, Geschlecht, sexuelle Orientierung und geographische Herkunft für das Ansehen einer Person keine Rolle spielen dürften. „Auch die Nachkriegsgenerationen, die keine Schuld an diesen Verbrechen tragen, müssen eine Verantwortung erkennen: Eine vergangenheitsbewusste Verantwortung für die Gegenwart, in der Menschen leben, die Hilfe benötigen und eine Verantwortung, heute gegen Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Verfolgung einzutreten“, so Welz weiter. „Es gibt eine Verantwortung, die unabhängig ist von Schuld. Sie schließt auch die Verpflichtung für die Gegenwart ein, die seelischen und nicht selten existenziellen Nöte der Überlebenden des Holocaust lindern zu helfen.“
Über 200.000 Menschen aus allen Teilen Europas, die der Verfolgung und Ermordung entkommen konnten, lebten heute noch in Israel, darunter viele Überlebende aus der ehemaligen Sowjetunion, die bisher kaum Unterstützung und Hilfe erhalten haben. Das bürgerschaftliche Engagement des Eberswalder Gedenkorts dient mit der Möglichkeit, Buchstaben des umlaufenden Schriftbandes für die Arbeit von AMCHA in Israel zu spenden, nicht nur dem Gedenken. Der Bürgermeister der Stadt Eberswalde, Friedhelm Boginski, erklärt, warum sich die Stadt für eine Mitgliedschaft bei AMCHA entschieden hat: „Wir wollen die Erinnerung an die Shoah verknüpft sehen mit einer aktiven Hilfe für die Menschen, die bis heute an den Folgen des Schreckens leiden. Wir tragen auch heute noch humanitäre Verantwortung, der mit der Errichtung von Gedenkorten allein nicht Genüge getan ist.“ Reinhold Robbe, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und Mitglied im Kuratorium von AMCHA Deutschland, hebt das besondere Engagement der Städte Eberswalde und Celle hervor, die Mitglied bei AMCHA sind. „Wir dürfen die Überlebenden nicht vergessen, die heute oftmals unter Vereinsamung, in Armut und unter traumatischen Erinnerungen leiden. Eine Unterstützung der Arbeit von AMCHA, die auch Ausdruck einer lebendigen und vergangenheitsbewussten Beziehung zu Israel ist, müsse für alle Städte und Gemeinden, besonders für diejenigen, die eine Partnerschaft mit einer israelischen Kommune pflegen, eine Selbstverständlichkeit sein. Das sind wir den Überlebenden der von Deutschen begangenen Verbrechen heute schuldig.“

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