Hintergrund: Als eine multinationale und geschichtsträchtige Gesellschaft ist die Ukraine in mehrfacher Hinsicht von der Vergangenheit berührt worden. Als besonders erschütternd stehen dabei die Folgen des Zweiten Weltkrieges, der Shoah und des sowjetischen Regimes. Aber auch Kämpfe um die nationale Unabhängigkeit sowie politische und soziale Transformationen führten ebenfalls zu Brüchen, die sich zwischen den Generationen eingegraben haben.
Über die Generationen hinweg verschränken sich so historische Erfahrungen, transgenerationelle Auswirkungen und aktuelle Konfliktlinien. Das kommunikative Gedächtnis in den Familien, aber auch die Auslassungen sind immer noch wirkmächtig. Darüber hinaus spielt die Instrumentalisierung der Vergangenheit in den aktuellen politischen Entwicklungen in der Ostukraine und der russischen Besatzung der Krim eine herausgehobene Rolle. Minderheiten wie Roma werden zusätzlich marginalisiert und müssen Diskriminierung und Gewalt erfahren.
Das Projekt legte dialogisch mit den Teilnehmenden die Schichten einer gegenwärtigen Vergangenheit in der Ukraine frei und fragte, welche Wege für einen Umgang mit der Vergangenheit und Traumatisierung hilfreich und möglich sind.
Das Projekt basierte auf drei Säulen:
Einundzwanzig ukrainische Fachkräfte, die in der medizinischen, psychologischen und psychosozialen Betreuung von vulnerablen Gruppen und traumatisierten Personen tätig sind, vertieften ihr Verständnis von Traumatisierung und Traumabehandlung aus verschiedenen Perspektiven sowie den transgenerationalen Folgen von politisierten Konflikten und kollektiver Gewalt. Neben dem Erwerb von Wissen und Fertigkeiten stehen der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung im Mittelpunkt des Qualifizierungsprogramms.
Die teilnehmenden Organisationen arbeiten mit Überlebenden der Shoah und Opfern stalinistischer Repressionen, Binnenvertriebenen, der Roma-Bevölkerung, Flüchtlingen oder anderen marginalisierten Gruppen.