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Denkschrift “Gedenken, aber die Überlebenden nicht vergessen!”

Unfassbar
Wir stehen vor der Tatsache der Shoah und sind ratlos angesichts der unvorstellbaren Kälte, der Brutalität, des Zynismus, der systematischen und bürokratischen Umsetzung der Vernichtung. Auch Jahrzehnte des Nachdenkens und Forschens in den 67 Jahren nach den nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen haben immer noch keine abschließend gültige Erklärung für die Ursachen erbracht. Unabänderlich jedoch bleibt: Die Verbrechen gingen von Deutschland aus, wurden von Deutschen geplant und maßgeblich ins Werk gesetzt. Für uns heute unveräußerlich scheinende humanitäre Werte verloren binnen Kurzem für viel zu viele ihre Gültigkeit. Auch das gehört für uns zum Unfassbaren.

„Wir Nachgeborenen“
Die zeitliche Distanz zu den Taten wird immer größer, und viele von uns, die schon zu den Nachgeborenen zählen, sagen zu Recht: „Uns trifft keine Schuld. Wir haben keine Verbrechen begangen. Wir haben das Unheil nicht geschehen lassen.“
Und dennoch ist bei uns allen, welcher Generation wir auch angehören, das Bedürfnis spürbar, uns zu diesen Geschehnissen zu verhalten, sie zu verstehen, Konsequenzen für das eigene Leben und die Gesellschaft, in der wir leben, zu ziehen und Gefährdungen der Werte, für die wir leben, entgegenzutreten. Unser Gemeinwesen basiert auf der Überzeugung, dass wir eine Gesellschaft der Pluralität sind, in der Religionszugehörigkeit, Geschlecht, sexuelle Orientierung und geographische Herkunft für das Ansehen einer Person keine Rolle spielen dürfen und in der die persönliche Unversehrtheit garantiert ist. Durch die Geschichte unserer Nation wird uns immer wieder bewusst, dass die demokratisch-humanistische Werteordnung, die wir so schätzen, keine selbstverständliche Errungenschaft ist. Auch wenn die meisten von uns keine Schuld mehr trifft, so tragen wir doch Verantwortung für das Land und die Gesellschaft, in der wir heute leben und zukünftig leben wollen. Die Gewissheit eines „Nie wieder“ gibt es nicht.

Verantwortung
Zu unserer Verantwortung gehört eine tief empfundene Anteilnahme mit den Opfern der Shoah. Über 200.000 Menschen aus allen Teilen Europas, die der Verfolgung und Ermordung entkommen konnten, leben heute noch in Israel. Für sie, ihr selbstbestimmtes Leben und das ihrer Familien und Angehörigen in Freiheit und Frieden fühlen wir uns verantwortlich. Viele Überlebende der Shoah quälen noch heute traumatische Erinnerungen an Verfolgung, Deportation, Selektion, Hunger, Folter, die Ermordung von Angehörigen. Diese traumatischen Belastungen lindern zu helfen und diesen Menschen ein freudevolles Leben im Alter zu ermöglichen, auch dies verstehen wir als Teil unserer Verantwortung.

Aufruf
Vor diesem Hintergrund wenden wir uns an Sie, die Sie eine Vereinbarung mit einer israelischen Partnerkommune haben und der Verbindung mit den Menschen in Israel schon heute eine besondere Bedeutung beimessen. Wir bitten Sie, AMCHA zu unterstützen.

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