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Zahl traumatisierter Holocaust-Überlebender erreicht Höchsstand

Massiver Anstieg um 18 Prozent auf über 16.000 Patienten in den letzten zwei Jahren: Anlässlich des 69. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz warnt die deutsche Sektion von AMCHA, dem israelischen Zentrum zur psychosozialen Hilfe für Überlebende des Holocausts, davor, während des Gedenkens an die Toten die wachsende Zahl der auf psychologische Hilfe angewiesen Überlebenden zu ignorieren.
In Israel leben heute noch etwa 200.000 Überlebende. Obwohl diese Gruppe stetig kleiner wird, wächst die Zahl derer stark an, denen aufgrund schwerer psychischer Erkrankungen ein selbstständig soziales Leben immer weniger möglich wird.
Das späte Auftreten von Traumata als Folge der Erfahrungen von Verfolgung, Zwangsarbeit oder Gewalt ist jedoch nicht ungewöhnlich: ”Traumatische Erinnerungen treten wieder auf oder verstärken sich besonders dann, wenn Tätigkeiten wie Beruf, Familie oder soziale Kontakte abnehmen. Menschen fangen an, sich intensiver mit sich selbst, ihrer Vergangenheit und dramatischen Erfahrungen zu beschäftigen. Die Betroffenen sind dagegen machtlos, die Folgen sind oftmals schwere Depressionen, soziale Isolation und Angstzustände” so Martin Auerbach, psychologischer Leiter von AMCHA Israel.

Spezielle Angebote
Hier greift AMCHA ein: 1987 in Israel von Überlebenden für Überlebende gegründet, ist AMCHA eine einzigartige Organisation, die auf die besonderen Bedürfnisse von Holocaust-Überlebenden und ihren Nachkommen eingeht. AMCHA bietet in Israel spezielle Psychotherapien, Aktivitäten in Sozialclubs sowie Hausbesuche für Überlebende, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. In den letzten 25 Jahren hat sich AMCHA zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt und tausenden Betroffenen den Weg zurück in ein würdiges Leben ermöglicht. „Wir wollen niemandem helfen zu vergessen oder zu verdrängen! Wir helfen mit Erfolg, die Gegenwart trotz der Vergangenheit wieder lebenswert zu gestalten. Es ist einfach fantastisch zu sehen, wie gebrochene Menschen wieder optimistisch durchs Leben gehen” so Lukas Welz von AMCHA Deutschland.

Hilfsangebote in Gefahr
Diese Hilfe gerät zunehmen in Gefahr: Da die Problematik von Traumata kaum wahrgenommen wird, sinken Spenden und Zuwendungen. Schon heute zahlen AMCHA-Klienten einen Teil der Kosten für Therapien und Sozialclubbesuche selbst. „Noch musste kein hilfesuchender Holocaustüberlebender abgewiesen werden. Aber diese Situation wird zwangsläufig eintreten, wenn in den kommenden Jahren bei immer mehr Bedarf immer weniger Mittel für zur Verfügung stehen“ so Welz. AMCHA Deutschland startet daher einen erneuten Spendenaufruf und hofft auf breite Unterstützung aus Deutschland.

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