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Offener Brief zu Hessentag 2017: Keine Bühne für Antisemitismus, Homophobie und Sexismus

Organisationen des jüdischen Lebens in Deutschland, Organisationen von Überlebenden des Holocaust, Organisationen gegen Rassismus und Antisemitismus gegen Auftritt von Rapper Kollegah

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Patrick Burghardt,
sehr geehrte Damen und Herren der Stadtverordnetenversammlung,

als ältestes und größtes Landesfest in Deutschland verfolgt der Hessentag das Ziel, die verschiedenen Regionen Hessens darzustellen und zu präsentieren. In diesem Jahr soll nun offenbar auch Hass präsentiert werden. Denn irritiert haben wir zur Kenntnis genommen, dass Sie für den Hessentag am 14. Juni 2017 den Rapper Kollegah unter Vertrag genommen haben. Welche Region, welche Eigenheit, welche Seite Hessens soll er präsentieren?

„Gib meiner Morgenlatte ‘nen Kuss und bringt das Frühstück an mein Bettchen und dann bügelt meine Wäsche, sonst gibt’s Prügel auf die Fresse“
„Hure Eins und Schlampe Zwei, ich vergewaltige euch brutal“
„Ich überseh’ selbst solche Gnome wie euch nicht, drogenverseuchte doofe Homos plus Toyshit”
„Ich leih dir Geld, doch nie ohne ‘nen jüdischen Zinssatz mit Zündsatz“
„Es ist die Endlösung der Rapperfrage: Kugeln ins Gesicht“

Wir, Organisationen des jüdischen Lebens in Deutschland, Organisationen von Überlebenden des Holocaust, Organisationen gegen Rassismus und Antisemitismus, fragen uns besorgt: Möchte die Stadt Rüsselsheim einem Sänger, der Antisemitismus, Homophobie und Gewalt gegen Frauen propagiert, der zu Gewalt gegen Minderheiten und Schwächeren aufruft, eine Bühne geben und ihn mit Steuergeldern seine Hasstiraden in einer Zeit verbreiten lassen, in der der Extremismus gegen Schwächere, gegen Juden, gegen Geflüchtete, gegen Migranten, gegen Menschen mit Behinderung, gegen Frauen, gegen die liberale Gesellschaft zunimmt? Wäre nicht vielmehr der Hessentag der Ort, an dem Respekt, Gleichheit und Menschenrechte im Mittelpunkt stehen sollten?

Wir fordern Sie auf: Nutzen Sie den Hessentag 2017, um Hessen von seiner schönsten, besten, weltoffensten Seite zu präsentieren. Hessen ist ein schönes Bundesland mit vielen freundlichen und offenen Menschen.

Geben Sie Hass, Antisemitismus, Rassismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit –  geben Sie Kollegah keine Bühne.

Mit freundlichen Grüßen

AMCHA Deutschland – Zentrum für die psychosoziale Hilfe für Überlebende des Holocaust in Israel
Zentralrat der Juden in Deutschland
Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen
Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland
Jüdischer Frauenbund in Deutschland
Claims Conference in Deutschland
Jüdische Studierendenunion Deutschland

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